06.07.2016 bis 25.09.2016 z e i g e d e i n e W u n d e 2 0 1 6 / T e i l 2 – Das Environment Heidi Mühlschlegel "Freibad Brotland" (Installation, 2016) und Gözde Ilkin "Stained Estate I – III" (Videoinstallation, 2015) Termine: 06.07.2016, 19 Uhr Vernissage 14.09.2016, 19 Uhr Kunstgespräch Das Environment zwischen Kunstraum und Realraum, anschließend Eröffnung des temporären Projektraums Jellyspoor mit der Präsentation "Wertsteigerung: 4 Tage, 4 Richtungen, 4 Stunden, 4 Objekte" 21.09.2016, 19 Uhr Kunstgespräch Wundbehandlung – Kunst als Sozialraum 2016 jährt sich die Ausstellung der Arbeit "zeige deine Wunde" von Joseph Beuys, die 1976 in der Unterführung der Maximiliansstraße / Altstadtring erstmals in München gezeigt wurde, zum 40. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltet das MaximiliansForum die vierteilige der Reihe "zeige deine Wunde 2016", in der eine jüngere Generation von Künstlerinnen und Künstlern eingeladen ist, den Ort und diese für München wichtige Arbeit zu reflektieren. Teil 2 dieser Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe trägt den Titel "Das Environment" und zeigt jeweils eine installative Arbeit von Heidi Mühlschlegel und Gözde Ilkin. In diesem zweiten Teil der Reihe liegt der Schwerpunkt bei dem Motiv des "Environments" als dichtem, erlebbarem Kunstraum. In Bezug auf Joseph Beuys, aber auch darüber hinaus, stellt das Environment die Frage nach der Grenzverschiebung hin zum "realen" Raum.
In ihrer Installation "Freibad Brotland" spielt Heidi Mühlschlegel auf gesellschaftliche Motive von Arbeit, Anspruch und Scheitern an. Das untergründige Andere an die Oberfläche zu bringen, es sich in ihren Objekten und Installationen sichtbar manifestieren zu lassen und ihm Raum zu geben, ist ein Grundprinzip von Mühlschlegels Arbeitsweise. Die beiden Motive "Adler" und "Badengehen" tauchen dabei immer wieder gemeinsam auf, so auch in "Freibad Brotland". Den Ausgangspunkt der Arbeit "Brotland" bildet ein Wandteller aus Holz, auf dem der geschnitzte Schriftzug "Des Bauern Hand schafft Brot dem Land" und ein säender, von Ähren umringter Arbeiter abgebildet sind. Unweigerlich erinnert das rustikale Dekorstück, das für die gut bürgerliche Stube gedacht waren, auch an die ästhetischen Vereinnahmungen brauner Vergangenheit. Mühlschlegel aber bezieht sich auf das dahinterliegende Motiv des Arbeiters, der in mühevollem Einsatz sät. Der Teller, auch das ist Teil ihrer künstlerischen Arbeitsweise, bleibt in der Installation nicht mehr direkt sichtbar, sondern ist eingenäht in einen Adler, der zwischen Pathos-Form und Verballhornung als bunter Papagei schwebt. Andere in die Inszenierung eingearbeitete und aus alltäglichen Zusammenhängen übernommene Objekte nehmen dessen Material und Themen direkt oder indirekt wieder auf. Ein zweiter Teil der Installation, ein Vorhang, steuert das Motiv "Freibad" durch ein gefundenes Foto von 1947 bei. Auf dem Foto posiert eine nicht näher definierte Gruppe von Freibadbesuchern gemeinsam für den Fotografen. In einzelne schwarz/weiß Kopien zerteilt, vergrößert und auf den Vorhang aufgenäht, steht dieses Bild für Mühlschlegel für das ambivalente Wort "Badengehen" zwischen seiner positiven Bedeutung von Freizeit und Erholung und der negativen Bedeutung des Scheiterns. |